Rosé - Kälbermast

mit Informationen für Neueinsteiger
 


Der folgende Beitrag informiert über Vermarktungsmöglichkeiten, die Fütterung und die Wirtschaftlichkeit bei der Mast von Rosé-Kälbern mit der Firma Heinz Dieter Haller aus Lienen.

1. Vermarktungsmöglichkeiten

In Deutschland ist die Rosé-Kälbermast nicht überall bekannt, obwohl sie gerade in den letzten Jahren durch die Veränderungen der EU- Prämienzahlungen für Schlachtrinder (Sonderprämie) immer interessanter wurde. In den Niederlanden werden schon seit Jahren Kälber mit gutem Erfolg gemästet und geschlachtet. Wir vermarkten seit Jahren zu 90% unserer in Deutschland gemästeten Rosé Kälber an verschiedene Schlachtbetriebe in den Niederlanden. Durch unsere langen Geschäftskontakte können wir Ihnen verschiedene „Sicherungs-“ Varianten anbieten, in denen wir Ihnen eine gesicherte Abnahme ihrer Rosé Kälber garantieren.

1.1 Der Rosé-Markt befindet sich im Aufbau

Das Roséfleisch steht mit dem Fleisch aus der Weißfleisch-Kälbermast in Konkurrenz. Es ist zwar heller als das Fleisch älterer Rinder, aber wiederum nicht so hell wie das der Weißfleischkälber. Für viele Abnehmer ist es Grund genug, diese Ware nicht zu akzeptieren, die es darum schwer hat, sich trotz der hervorragenden Fleischqualität einen Markt zu erobern.

Anders sieht es in unseren Nachbarländern Dänemark und Holland aus. In Holland erreicht die Zahl der Roséschlachtungen pro Jahr mittlerweile die Grenze von 200.000, das entspricht einer Schlachtzahl von 4.000 Tieren pro Woche, mit steigender Tendenz. Immer mehr dieser Kälber kommen aus Deutschland, da sie in den Niederlanden nicht mehr in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, und das, obwohl die Bullenmast in Holland nur noch einen Anteil von 2 % besitzt. Das heißt von 500.000 männlichen Rindern werden dort mittlerweile 490.000 als Kälber gemästet und geschlachtet.

Vermarktet wird Kalbfleisch hauptsächlich nach Frankreich, Italien und Deutschland (Süddeutschland). Norddeutschland stellt noch einen weißen Fleck auf der Karte für den Rosa-Kalbfleischkonsum dar.

1.2 Vorteile und Risiken der Rosé-Mast

Interessant ist diese Mastform aus mehreren Gründen:

1.3 Vor dem Beginn der Rosé-Mast gründlich informieren!

Die Bezeichnung ‚Kälbermast‘ führt häufig zu einer falschen Vorstellung dieser Mastform, da mit dem Wort Kalb eher die Vorstellung von Saugkälbern verbunden ist. Gemeint sind jedoch Tiere, die jünger sind als ein Jahr (7 bis 10 Monate). Geschlachtet werden sie mit einem Lebendgewicht von 330 bis 370 kg. Bei einer Ausschlachtung von 51 bis 53 % besitzen sie dann ein Schlachtgewicht von 170 bis 200 kg.

Wer mit der Rosémast beginnen möchte, sollte sich vorab durch eine Beratung eines Mitarbeiters der Firma Heinz Dieter Haller über die Bedingungen der Rosé Mast informieren. Diejenigen, die Rosékälber mit Heinz Dieter Haller nach Holland liefern wollen, müssen Mitglied in der Kontrollstiftung SKV sein. Die zu mästenden Tiere müssen dort gemeldet werden.

Wenn ein Betrieb mit der Rosé Mast beginnen möchte, entstehen folgende Kosten:

·        Mitgliedsbeitrag pro Betrieb, unabhängig von seiner Größe, von ca. 50 € pro Jahr

·        Pro Tier werden zusätzlich Kontrollkosten von ca. 3 € pro angemeldetem Kalb fällig

·        Die Vermarktungskosten (Transport und weitere Vorkosten) betragen zusätzlich ca. 45 €

2. Fütterung

Die Fütterungsstrategie entscheidet über die Qualität! Ziel ist es, Zunahmen von mindestens 1.100 g, möglichst 1.200 g über die gesamte Aufzuchtperiode von Beginn der Mast mit ca. 50 kg bis zur Schlachtreife mit maximal 380 kg Lebendgewicht zu erreichen. Es muss eine Fettabdeckung von 2 oder 3 erreicht werden. Die Fleischfarbe soll hellrosa, die Fettfarbe weiß sein.

Hinsichtlich des eingesetzten Futters gibt es außerhalb des Futtermittelgesetzes und des Verbots von antibiotischen Leistungsförderern keine einschränkenden Bedingungen.

Der Einsatz verbotener Stoffe wird durch die SKV aus den Niederlanden kontrolliert. Diese freiwillige Kontrolle durch die SKV ist fester Bestandteil der Lieferbedingungen der Schlachtbetriebe in den Niederlanden. 

2.1 Wichtige Voraussetzungen

Um die notwendigen Zunahmen und die gewünschte Qualität zu erreichen, sind eine Reihe von Voraussetzungen zu erfüllen.

Die erste Voraussetzung ist ein gesundes Stallklima.

Die zweite Voraussetzung ist eine dem Grundfutter angepasste Rationsberechnung. Grundfutterbasis muss Maissilage oder gute GPS sein. Mit Heu oder Grassilage kann angefüttert werden. Grassilage muss anschließend durch Mais ausgetauscht werden. Wichtig ist ebenfalls eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen.

Die dritte Voraussetzung ist, das Futter auf dem Futtertisch muss die gleiche Qualität besitzen, die es zuvor im Silo gehabt hat und mit der gerechnet wurde. In diesem Punkt gibt es häufig aufgrund von unzureichendem Vorschub im Silo, zu langen Lagerzeiten auf dem Futtertisch mit der Folge von Nacherwärmung und damit verbundenen Nährstoffverlusten erhebliche Abweichungen mit der Folge, dass die erwarteten Zunahmen ausbleiben. Weiterhin sollten Futterumstellungen während der Aufzuchtperiode möglichst vermieden werden.

2.2 Milchperiode

Die Rosé-Kälber werden während der Tränkeperiode nicht anders aufgezogen als alle anderen männlichen oder weiblichen Kälber. Es sollten nur Milchprodukte hoher Qualität zum Einsatz kommen. Qualitativ hochwertige Nullaustauscher auf Molkenbasis gehören dazu. Es ist dabei zu bedenken, dass pflanzliche Protein- und Kohlenhydratquellen, anders als Milcheiweiß und Milchzucker, in den ersten Lebenswochen vom Kalb nur eingeschränkt verwertet werden können und unter Umständen Verdauungsstörungen verursachen.

Ziel ist es, das Kalb möglichst früh zum Wiederkäuer zu erziehen. Standardmäßig wird ein Tränkeplan auf der Basis von 30 kg Milchaustauscher empfohlen. Anders als in der normalen Aufzucht wird das Kraftfutter jedoch erst bei einer Menge von drei Kilogramm pro Kalb begrenzt. Zu diesem Zeitpunkt wird in der Regel bereits Rindermastfutter gefüttert. Während der Tränkeperiode ist ein Kälberaufzuchtfutter der Energiestufe III mit 20 % Rohprotein zu empfehlen. Das Gleiche gilt in der Regel auch für das Rindermastfutter. Eine tägliche Aufnahme von drei Kilogramm kann, wie verschiedene Futterkamper Untersuchungen zeigen, bereits mit 14 Wochen erreicht werden.

2.3 Fütterung nach der Milchperiode

Das Kälberaufzuchtfutter kann bei einer durchschnittlichen Aufnahme von 1 kg pro Tier und Tag ohne Weiteres durch ein entsprechendes Rindermastfutter der gleichen Energiestufe, zunächst verschnitten und anschließend abgelöst werden. Der Proteinanteil richtet sich nach dem entsprechenden Gehalt im Grundfutter. Bei Gehalten im Mais, die unterhalb von 8,0 % liegen, kann ein Rindermastfutter mit 22, in extremen Fällen sogar mit 24 % Rohprotein sinnvoll sein. Beim Einsatz von Mais oder GPS minderer Qualität (10,6 MJ ME oder weniger) ist zu prüfen, ob der Anteil des Rindermastfutters um ein Kilogramm angehoben werden muss.

Die Futteraufnahme bis zu einem Alter von 9 Monaten ist besonders in den ersten zwei Dritteln deutlich höher als es die DLG-Futterwerttabelle zeigt (eigene Untersuchungen s. Tabelle 1). Der Energie- und Proteinverbrauch lag unter Berücksichtigung der erreichten Zunahmen bei den in Futterkamp durchgeführten Versuchen unterhalb der Tabellenwerte. Eine ähnliche Tendenz zeigen auch einige in der Praxis erzielte Ergebnisse. Trotzdem sollte nicht auf eine Rationsberechnung verzichtet werden. Es ist wichtig, das Energie-Proteinverhältnis richtig einzustellen. Für die zu kalkulierenden Trockensubstanzaufnahmen können die aufgeführten Tabellenwerte benutzt werden.

Tabelle 1: Futteraufnahme und Futterkosten in der Rosé-Kälbermast
(Basis: Rosé-Mast-Versuch, Futterkamp 1996)


 
Monat

Gew.

kg

tägl. Zun.*
g

Futteraufnahme/ Tier+Tag

Futterkosten **

kg T

kg FS

€ (inkl. MwSt.)

Maissil.

KF

MAT

ges

Maissil.

KF

Maissil.

KF

MAT

gesamt

1.+2.

50- 93

700

0,04

0,6

0,6

1,24

0,1

0,7

0,13

8,13

1,23

1,37

3.

93-123

1.000

0,9

1,5

 

2,40

2,9

1,7

0,33

10,17

 

0,42

4.

123-162

1.300

1,5

2,5

 

4,00

4,8

2,8

0,56

16,94

 

0,69

5.

162-207

1.500

2,7

2,6

 

5,30

8,7

3,0

0,59

17,62

 

0,83

6.

207-252

1.500

4,3

2,6

 

6,90

13,9

3,0

0,59

17,62

 

0,89

7.

252-297

1.500

4,5

2,6

 

7,10

14,5

3,0

0,59

17,62

 

0,99

8.

297-339

1.400

4,7

2,6

 

7,30

15,2

3,0

0,59

17,62

 

1,01

9.

339-378

1.300

4,9

2,6

 

7,50

15,8

3,0

0,59

17,62

 

1,03

Summe (gerundet)

1.200

717

560

30

1.300

2.312

636

64

125

37

226

* Zunahmen im jeweiligen Monat
** Maissilage: 1kg T = 0,09 € (=900 €/ha), Kraftfutter: 1 kg inkl. Mineralf. = 19,62 €/dt brutto, MAT: 1,23 €/kg brutto

2.4 Wachstumsdepressionen bei unzureichender Mineralstoffversorgung

Die Ausschöpfung des genetischen Wachstumpotenzials mit Zunahmen, die teilweise 1.600 g überschreiten, erfordert eine ausgewogene Energie- und Eiweißversorgung. Dazu muss eine ausreichende Besiedlung des Pansens und des Darms mit den für die Nährstoffumsetzung erforderlichen Mikroorganismen sichergestellt werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine bedarfsdeckende Minerastoffversorgung. In der Regel reicht eine Ergänzung mit einer Spurenelementmischung in Höhe von 30 bis 50 g pro Tier und Tag aus. Elemente wie Selen und Kobalt sind beispielsweise nur in sehr geringen Mengen in Gras- oder Maissilage enthalten. Fehlt eine entsprechende Mineralisierung, kommt es schnell zu Mangelerscheinungen, die sich im Falle von Kobalt beispielsweise auf die Höhe der Futteraufnahme und damit ebenso auf die Zunahmen auswirken können. Kobalt ist ein lebensnotwendiger Nährstoff für Vitamin B12-synthetisierende Pansenmikroben. Bei einer zu geringen Versorgung mit diesem Element ist das Wachstum kobaltabhängiger Pansenmikroben gehemmt. Die betroffenen Wiederkäuer beginnen, ihre Futteraufnahme allmählich zu reduzieren. In der Regel bleibt dies unerkannt. Selen ist Bestandteil verschiedener Hormone und hat als Nahrungsbestandteil einen entscheidenden Einfluss auf die positive Zusammensetzung der Darmflora. In der Gesamttrockenmasse sollten Kobalt mit 0,3 mg und Selen mit 0,15 mg pro kg enthalten sein.

2.5 Zusammenfassung: Fütterung

Bei der Fütterung von Rosékälbern ist folgendes zu beachten:

3. Wirtschaftlichkeit

Häufig wird die Frage gestellt, ob bestimmte Rassen für die Rosé-Kälbermast besonders gut geeignet sind. Es gibt keine bevorzugte Rasse. Wirtschaftlich am interessantesten sind Schwarzbunte, da sie zu einem vergleichsweise niedrigen Kälberpreis zu bekommen sind. Es können jedoch nicht nur männliche sondern ebenso weibliche Kälber gemästet werden. Da es für die weiblichen Kälber keine Sonderprämie gibt, kann nur mit der Schlachtprämie gerechnet werden (Mindestalter 8 Monate). Sie beanspruchen dafür keine Antragsfläche und sind im Einkauf ca. 40 bis 50 € billiger als männliche Kälber. Dies ist bei der Kalkulation zu berücksichtigen. Es ist sinnvoll, die weiblichen Tiere mit einem etwas niedrigeren Schlachtgewicht von 150 bis 170 kg zu schlachten. Die Preise für diese Gewichtsgruppe liegen zeitweise über denen schwererer Tiere.

3.1 Die Preisschwankungen sind erheblich

Zum Einstallen sind die Monate Januar und Februar die richtigen, da mit diesen Tieren das Weihnachtsgeschäft bedient werden kann. Ein günstiger Verkaufszeitpunkt ist ebenfalls die Zeit vor Ostern. Der Zukaufszeitpunkt für diese Tiere liegt in den Monaten Mai und Juni. Lassen Sie sich deshalb bezüglich der Aufstallung frühzeitig durch unseren Mitarbeiter beraten.

3.2 Geht es auch ohne Prämien?

Die Deckungsbeitragsrechnung zeigt die Grenzen der Wirtschaftlichkeit in der Rosé-Mast (s. Tabelle 2 und 3). Schlacht- und nationale Ergänzungsprämie sind auch ohne Futterflächennachweis sicher (Alter beachten). Es darf jedoch nicht vergessen werden, dem Antrag auf Schlachtprämie die Schlachtbescheinigungen beizufügen (Bei Schlachtungen z.B. in Holland)!

Tabelle 2: Rosé-Mast ohne Sonderprämie, Schlachtgewicht < 188,8 kg (Sbt. männlich)

 

niedriges
Preisniveau

hohes
Preisniveau

Kalb, 50 kg + Verluste

110 € (215 DM)

170 € (332 DM)

Futter

160 € (310 DM)

160 € (310 DM)

Sonstiges

40 € (80 DM)

40 € (80 DM)

Vorkosten

35 € ( 70 DM)

35 € ( 70 DM)

Spezialaufwand

345 € (675 DM)

405 € (792 DM)

DM/kg SG ohne MwSt.

1,84 € (3,60 DM)

2,81 € (5,50 DM)

Schlachterlös (297 kg LG, 53 % AS, 157 kg SG)

289 € (565 DM)

441 € (864 DM)

Schlacht- u. nat. Ergänzungsprämie

100 € (196 DM)

100 € (196 DM)

Deckungsbeitrag 

44 € (86 DM)

136 € (268 DM)


Tabelle 3: Rosé-Mast, Schlachtgewicht > 188,8 kg bzw. Alter > 9Monate (Sbt. männlich)

 

niedriges
Preisniveau

hohes
Preisniveau

Kalb, 50 kg + Verluste

110 € (215 DM)

170 € (332 DM)

Futter

220 € (430 DM)

220 € (430 DM)

Sonstiges

51 € (100 DM)

51 € (100 DM)

SKV-Beitrag (Holl.) , Transport

45 € ( 88 DM)

45 € ( 88 DM)

Spezialaufwand

426 € (833 DM)

486 € (950 DM)

DM/kg SG ohne MwSt.

1,64 € (3,20 DM)

2,56 € (5,00 DM)

Schlachterlös (359 kg LG, 53 % AS, 190 kg SG)

312 € (610 DM)

486 € (950 DM)

Schlacht- u. nat. Ergänzungsprämie

100 € (196 DM)

100 € (196 DM)

DB ohne Sonderprämien

-14 € (-27 DM)

100 € (196 DM)

Sonderprämie

210 € (411 DM)

210 € (411 DM)

DB mit Sonderprämien

196 € (384 DM)

310 € (607 DM)

Extensivierungsprämie

100 € (195 DM)

100 € (195 DM)

DB mit Extensivierungsprämie

296 € (579 DM)

410 € (802 DM)

Für die Sonderprämie kann es eng werden, denn es können pro Bullenmastplatz zwei Rosé-Kälber aufgezogen werden. Die Kälber verbrauchen nur einen Bruchteil des Grundfutters der Bullen. Der Ertrag von einem ha Mais reicht für durchschnittlich 14 Rosékälber aus. Das heißt, Antragsfläche wird knapp und Futter gibt es reichlich. Knapp wird es auch mit dem Deckungsbeitrag, selbst bei guten Preisen, wenn es die Sonderprämie nicht gibt. Lohnen kann sich das bei inländischen Schlachtungen aufgrund meist etwas höherer Auszahlungspreise und für weibliche Tiere, die im Einkauf deutlich billiger waren und vielleicht im Verkauf bei niedrigen Schlachtgewichten einen höheren Preis erzielen. Diese Rechnung geht aber auch nicht in jedem Fall auf, ist aber immer eine Überlegung wert. Wer nur Rosé-Kälber hält, hat, wenn er genügend Fläche für die Sonderprämie besitzt, ebenfalls die Möglichkeit die Extensivierungsprämie zu beantragen, denn die Kälber zählen hierfür die ersten 6 Lebensmonate noch nicht (s. Tabelle 3).

Wir würden uns freuen, Sie bald als Rosé Mäster begrüßen zu können. Eine kostenlose Beratung bei Ihnen vor Ort können sie mit unserem Herrn Dirk Oliver Haller unter

Tel.: (0 54 83) 73 81 60 oder doh@haller24.de vereinbaren.

www.rosemast.de